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Hintergründig lächelnd werden wir als "Gaffeesaggsen" bezeichnet, wegen unserer Leidenschaft, häufiger als andere Kaffee und die dazugehörigen süßen Leckereien zu genießen. Und wenn wir an den berühmten Dresdner Christstollen und die genauso bekannte Dresdner Eierschecke denken, könnte man meinen, das Zentrum der süßen Verführung läge in Dresden. Tatsächlich haben sich die ersten Zuckerbäcker im Dunstkreis der adligen Hofhaltungen angesiedelt, waren deren Produkte auf Grund des doch sehr seltenen Zuckers teuer und bei den feinen Damen hoch begehrt.  In alten Dresdner Aufzeichnungen findet Zucker erstmals 1556 Erwähnung.
Mit der Entwicklung Sachsens ist das Fürstenhaus der Wettiner eng verbunden. Besonders verschwenderisch war die Hofhaltung August des Starken. Man weiß von ihm, dass er alle Verführungen der höfischen Konditorkunst seiner Zeit mit Wonne genoss. Konfekt, Marzipan aus Mandel, Pistazien und Rosenwasser, auch Torten aller Art.

Es dauerte noch eine Weile, bis der Zucker, der aus Übersee kam,  wegen seiner Seltenheit nicht mehr in Apotheken gehandelt wurde. Der deutsche Chemiker Markgraf entdeckte 1747 den Zuckergehalt in der Runkelrübe und 1800 wurde die erste Rübenzuckerfabrik in Betrieb genommen. Als schon 1817 der Dresdner Kaufmann Calberla  die erste sächsische Zuckersiederei eröffnete und 1823 die erste Schokoladenfabrik Deutschlands, die Schokolade in fester Form herstellte, ebenfalls in Dresden zu produzieren anfing, konnten die Dresdner Konditoren aus dem Vollen schöpfen. Hinzu kam, dass das Bürgertum und die entstehende Arbeiterklasse an den Genüssen des Lebens teilhaben wollten. So entstanden auch in Dresden erste Konditoreien und Kaffeehäuser. Legendär war die Café-Konditorei Kreutzkamm am Altmarkt, welches auch heute noch gut besucht wird.  

Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts stark angewachsene Zahl der Dresdner Konditoreibetriebe machte eine Organisation dieses Handwerks unbedingt erforderlich. Die Heranbildung des Fachnachwuchses vom Lehrling bis zum Meister, betriebliche Belange personeller, materieller und finanzieller Art sowie das Auftreten gegenüber der Obrigkeit mit einer Stimme waren gewichtige Punkte.

Am 12.07.1883 fand die erste ordentliche Versammlung der neuen "Konditoren-Kreis-Innung zu Dresden" statt. Zum 1. Vorsitzenden und Obermeister wurde Konditormeister Richard Hülfert gewählt. Sein Café auf der Prager Straße war weltweit bekannt, seine in Blechdosen verpackten Stollen gingen in alle Himmelsrichtungen.
1889 anlässlich des 800jährigen Bestehens des sächsischen Königshauses beteiligte sich die Konditoren-Kreis-Innung Dresden mit einem Prunkwagen am großen Festumzug. Das Königshaus der Wettiner dankte mit herzlichem Beifall.  Die Konditorei Kreuzkamm zum Beispiel war königlicher Hoflieferant, wie noch einige andere.

Die Bewegung in der Handwerkerschaft, so auch bei den Konditoren,  endete wie überall in Deutschland auch in Sachsen/Dresden im Jahre 1933. Viele Meister und Gesellen gingen an die Front. Zahlreiche Betriebe mussten schließen. Die handwerkliche Organisation war, soweit überhaupt noch vorhanden, funktionsunfähig. Erst im November 1953 wurde die Berufsgruppe der Konditoren unter Obermeister Alfred Sawade gegründet. Sie stand unter Rechtsaufsicht der Handwerkskammer. Das Innungswesen verkümmerte. Die Aufgabe der Berufsgruppen beschränkte sich im Wesentlichen auf die Gesellen- und Meisterausbildung sowie die damit verbundenen Prüfungsformalitäten. Dem „Großen Befähigungsnachweis“ wurde ein hoher Stellenwert eingeräumt. Unter den Obermeistern Alfred Sawade, Gerhard Gradel und Christian Mütze konnten fast jährlich Meisterprüfungen stattfinden. Die Berufsgruppe Konditoren existierte bis zur politischen Wende.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands stand der Neuschaffung einer Innung nichts mehr im Wege. Am 2. Mai 1990 wurde im Saal der „Yenidze“ zu Dresden die „Konditoren-Innung Dresden“ gegründet. Dieses Ereignis verdanken die Dresdner Konditoren ihrem damaligen Obermeister Christian Mütze und seinem Stellvertreter, Herrn Konditormeister Dieter Dolze. 44 Mitgliedsbetriebe zählte die Innung und von Anfang an sorgte der aus 8 Meistern bestehende Vorstand für ein reges Innungsleben.

Im April 2000 wurde Wolfgang Gradel Obermeister der Konditoren-Innung Dresden, seit Mai 2004 führt er auch die sächsische Landesinnung. Schon sein Großvater war im Vorstand der Innung, sein Vater führte die Kollegen 4 Jahre lang in der Berufsgruppe – diese Konditorenfamilie befindet sich , wie viele andere auch, in der Tradition  der Innungsgründer, die ihr ganzes Leben dem Berufsstand dienten. Seit Mai 2010 ist Konditormeister Thomas Schiller aus Radebeul der Obermeister unserer Innung.

Die Innung führt regelmäßig Innungsversammlungen durch und auch die Meisterstammtische, bei denen man sich entweder nur zwanglos unterhalten kann oder aber allseits interessierende Themen aus den Gebieten Steuern, Unternehmensführung, Marketing oder berufsspezifische Neuerungen werden unter Einbeziehung der jeweiligen Spezialisten diskutiert.

Im Jahr 2003 fasste die Innungsversammlung den einstimmigen Beschluss, ihr Territorium auf den Regierungsbezirk Dresden zu erweitern. 2005 feierte Dresden den 800. Jahrestag der Stadtgründung mit einem Festumzug. Die Konditormeisterin Ute Donath gestaltete die Riesentorte für den Festwagen der Bäcker-Innung.  Am jährlichen Dresdner Stollenfest anlässlich des Striezelmarktes nehmen die Konditoren regelmäßig teil und im Riesenstollen, der aus mit Butter und Zucker zusammengesetzten Stollensegmenten besteht, sind auch Teigplatten aus ihrer Produktion verarbeitet. Organisator ist der Dresdner Stollenschutzverband e.V. Viele Konditoren sind Mitglied in dieser Vereinigung und dürfen „Echt Dresdner Christstollen“ mit dem Siegel verkaufen.

Am 1. Juni 2008 feierte die Konditoreninnung Dresden ihr 125 –jähriges Bestehen. Die derzeit 28 Mitgliedsbetriebe wünschten sich, dass zu einem späteren Jahrestag der Konditoren-Innung Dresden die dann aktiven Mitglieder  zurückblicken und sagen können, dass der Weg der Konditoren-Innung Dresden ein richtiger war und jede Generation das optimale zum Gedeihen des Konditorenhandwerks und der Innung beigetragen hat. In diesem Sinne:

„Zum Licht empor mit klarem Blick! Ein Vorwärts stets, nie ein Zurück!“

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